Nicht nur die Epidemiologen Christian Althaus und Marcel Tanner traten aus der wissenschaftlichen Taskforce zurück. Letzte Woche haben auch Nicole Probst-Hensch und Thierry Fumeaux das Gremium verlassen. Probst-Hensch ist Leiterin des Departements Epidemiology and Public Health an der Uni Basel und Fumeaux Professor für Intensivmedizin. Das bestätigt Taskforce-Chef Martin Ackermann.
Mit ein Grund warum ich diese Woche aus der wissenschaftlichen Task Force ausgetreten bin. Die Politik muss endlich lernen der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen. via @LorenzKueng https://t.co/ekqmOhxmtS
— Christian Althaus (@C_Althaus) January 9, 2021
Damit kommt es zu einem eigentlichen Umbruch in der unabhängigen wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce, die Gesundheitsminister Alain Berset und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) berät. Neu in die Arbeitsgruppe Clinical Care kamen Pflegewissenschafterin Sonja Baumann und Palliativmedizinerin Sophie Pautex.
«Aufgrund der hohen Belastung kommt es immer wieder zu Rücktritten oder Verschiebungen in der Taskforce», sagt Ackermann. Gleichzeitig gebe es aber auch immer neue Fachbereiche und damit neue Expertinnen und Experten, die zur Gruppe stossen. «Ziel ist, dass alle relevanten Fachgebiete abgedeckt sind, dies ist auch nach den Abgängen gewährleistet.»
Wer Mitglied der Taskforce wird, gewinnt zwar viel Prestige. Es kommt einem wissenschaftlichen Ritterschlag gleich. Doch der Job ist mit harter Knochenarbeit verbunden: Alle Mitglieder arbeiten unentgeltlich, sie investieren massenhaft Zeit.
Alleine schon die Sitzungen nehmen für die Leitung der Taskforce je zweimal pro Woche eine Stunde in Anspruch – und zusätzlich für alle Taskforce-Mitglieder zweimal 1,5 Stunden pro Woche. Dazu kommen ausserordentliche Sitzungen am Abend und an Wochenenden, je nach Situation und Fragestellung.
Die Leitung der Taskforce besteht aus vier Personen: Ackermann, Biomediziner Manuel E. Battegay, Ökonomin Monika Bütler und Bioethikerin Samia Hurst-Majno. Diese absolvierten «einen Fulltime-Job», hält Ackermann fest, «den die Mitglieder neben ihrem sonstigen Arbeitspensum mit grossem persönlichen Aufwand betreiben».
Forscherinnen und Forscher der Taskforce leisteten «seit Monaten Ausserordentliches für die Schweiz und die Bekämpfung der Pandemie», sagt Ackermann. Alle Mitglieder arbeiteten freiwillig und unbezahlt in der Taskforce mit. Sie täten dies zusätzlich zu ihren regulären Anstellungen an den verschiedenen Hochschulen.
«Sie engagieren sich mit grosser Überzeugung, weil sie sich bewusst sind, wie sehr die Schweiz die Forschung unterstützt und sie in dieser Krisensituation der Schweiz gerne etwas zurückgeben möchten», sagt Ackermann. Das Engagement der Forschenden sei «sehr gross».
Deshalb könne es vorkommen, dass Mitglieder austräten, weil sie sich wieder ihren eigenen Forschungsprojekten widmen möchten. «Wir sind allen scheidenden Mitgliedern zu grossem Dank verpflichtet.»