Im englischen League Cup herrschte gestern Corona-Alarm: Weil mehrere Spieler von Leyton Orient positiv auf Covid-19 getestet wurden, musste zunächst die Drittrunden-Partie gegen Tottenham Hotspur abgesagt und verschoben werden. Später sorgten drei weitere Corona-Fälle bei West Ham United für grosses Aufsehen. Unmittelbar vor dem Duell gegen Hull City stellte sich heraus, dass sich Coach David Moyes und die beiden Spieler Issa Diop und Josh Cullen infiziert haben. Dennoch fand die Partie statt.
Gemäss einem Klub-Statement erfuhr die medizinische Abteilung der «Hammers» um 18.20 Uhr, also 70 Minuten vor dem Anpfiff, von den positiven Befunden. Trainer Moyes und die beiden Spieler, die beide in der Startformation gestanden wären, hätten keinerlei Symptome gezeigt und das Stadion in der Folge umgehend verlassen. Die drei befinden sich nun in einer zehntägigen Quarantäne.
West Ham United can confirm that David Moyes, Issa Diop and Josh Cullen have returned positive tests for COVID-19.
— West Ham United (@WestHam) September 22, 2020
Wie Moyes' Assistent Alan Irvine nach der Partie bestätigte, gab es vor dem Spiel Kontakt zwischen der Mannschaft und den drei Infizierten: «Wir waren mit David im gleichen Raum, aber wir sassen nicht nebeneinander. Es war ein grosser Raum, also war es für den Rest von uns kein Problem», so Irvine. «Die Nachricht von den positiven Ergebnissen war ein Schock für uns, weil wir so viele Tests durchgeführt haben und keiner positiv war. Wir wissen auch, dass einige Tests nicht ganz genau sind, also müssen wir abwarten, was passiert.»
Die Mediziner der English Football League EFL entschieden in Absprache mit den Klubärzten von West Ham und Hull, die Partie nicht abzusagen. «Alle relevanten Protokolle wurden eingehalten und beide Teams stimmten zu, wie geplant vorzugehen», zitierte The Athletic aus einem EFL-Statement. Ausserdem verwies die Sport-Webseite darauf, dass Studien zeigten, dass 98 Prozent aller nahen Kontakte in der Kabine weniger als fünf Minuten dauern würden. Also deutlich unter der von der Regierung als kritisch betrachteten 15-Minuten-Marke.
Kurios: West-Ham-Gegner Hull wollte sich vor dem Duell nicht auf das Virus testen lassen, obwohl die «Hammers» das angeboten hätten und auch für die Kosten aufgekommen wären.
West Ham liess sich später auf dem Platz von den positiven Corona-Fällen nicht beeindrucken. Für Diop und Cullen rückten Harrison Ashby und Jack Wilshere in die Startaufstellung und Assistent Irvine führte die «Hammers» schliesslich zu einem ungefährdeten 5:1-Erfolg.
Aber wie geht es nun weiter? Die Mannschaft wird heute erneut getestet. Sollten keine weiteren Corona-Fälle dazukommen, wird das Premier-League-Duell vom kommenden Sonntag gegen die Wolverhampton Wanderers wie geplant stattfinden. Der eng getaktete Spielplan in England lässt auch kaum Verschiebungen zu, wie das Beispiel von Tottenham zeigt.
Eigentlich hätten die Sieger der dritten League-Cup-Runde bereits nächste Woche wieder zum nächsten Durchgang antreten sollen, doch zumindest für die «Spurs» wird das unmöglich. Denn das Duell gegen Leyton Orient kann bis dahin unmöglich nachgeholt werden. Am Donnerstag tritt das Team von José Mourinho in den Europa-League-Playoffs gegen KF Shkëndija an, drei Tage später geht es in der Premier League gegen Newcastle United weiter.
Das grosse Spielplan-Chaos scheint im Hinblick auf weitere mögliche Spielabsagen wegen Virus-Problemen programmiert. Für die Verantwortlichen gibt es immerhin einen kleinen Lichtblick: Arsenal, das am Wochenende gegen West Ham (Diop spielte 90 Minuten durch) mit 2:1 gewonnen hatte, vermeldete gestern durchwegs negative Corona-Tests. Gespannt wartet man nun auf die Tests der kommenden Tage, schliesslich wird die mittlere Inkubationszeit in den meisten wissenschaftlichen Studien mit fünf bis sechs Tagen angeben. (pre)