Wissen
Astronomie

Zwergplanet Ceres hat unterirdisches Wasserreservoir

This mosaic image uses false color to highlight the recently exposed brine, or salty liquids, that were pushed up from a deep reservoir under Ceres' crust. In this view of a region of Occator Cra ...
Dieses Mosaikbild verwendet Falschfarben, um die Sole oder salzige Flüssigkeiten hervorzuheben, die aus einem tiefen Reservoir unter der Kruste der Ceres nach oben gedrückt wurden. In dieser Ansicht einer Region des Occator-Kraters erscheinen sie rötlich.Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Zwergplanet Ceres hat unterirdisches Wasserreservoir

12.08.2020, 21:01
Mehr «Wissen»

Der Zwergplanet Ceres könnte einen globalen, salzigen Ozean besessen haben, dessen Reste noch heute tief in seinem Innern zu finden sind. Zu diesen Resten zählt eine Blase aus flüssiger Sole etwa 40 Kilometer unterhalb des sogenannten Occator-Kraters.

Früher drängte unterhalb des Einschlagskraters Occator die unterirdische Sole an die Oberfläche und hinterliess helle, salzhaltige Ablagerungen. Dieser Prozess dauert wahrscheinlich noch immer an. Die neuen Erkenntnisse des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen basieren auf der Auswertung von Daten der Nasa-Mission «Dawn», deren Ergebnissen die Fachzeitschriften «Nature Astronomy», «Nature Geoscience» und «Nature Communications» nun mehrere Artikel widmeten.

Ceres ist mit fast tausend Kilometern Durchmesser der grösste Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter. Der Himmelskörper wurde 1801 entdeckt und trägt den Namen der römischen Göttin des Ackerbaus.

Die spektakuläre Nasa-Asteroidenmission «Dawn» untersuchte Ceres von 2015 bis 2018 aus der Nähe. Auf einer stark elliptischen Umlaufbahn wagte sich die Raumsonde in den letzten fünf Monaten ihrer Mission bis auf 35 Kilometer an die Ceres-Oberfläche heran – näher als je zuvor. Dem wissenschaftlichen Kamerasystem der «Dawn»-Sonde, das unter Leitung des MPS entwickelt und gebaut wurde, gelangen dabei einzigartige Aufnahmen.

«Ceres Rotation and Occator Crater.»Video: YouTube/NASA Jet Propulsion Laboratory

Kryovulkanismus – ein einzigartiger Sonderfall

Die neuen Veröffentlichungen zu den «Dawn»-Ergebnissen zeichnen laut MPS das Bild einer einzigartigen Welt, in deren Innern sich bis heute Reste eines globalen Ozeans befinden und dessen sonderbarer Eisvulkanismus – der sogenannte Kryovulkanismus – wahrscheinlich noch immer aktiv ist.

Kryovulkanismus galt lange Zeit als ein Phänomen des äusseren Sonnensystems, das ausschliesslich auf einigen Eismonden von Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun auftritt. Durchgewalkt von den gewaltigen Gravitationskräften ihrer Mutterplaneten bieten diese Monde in ihrem Innern so viel Wärme, dass dort Wasser trotz der beachtlichen Entfernung von der Sonne nicht vollständig gefriert und in zum Teil spektakulären Fontänen ins Weltall sprüht.

Vulkan spuckt Eis statt Feuer

Die Autorinnen und Autoren der Fachartikel legten ein besonderes Augenmerk auf den Occator-Krater. Wie sich zeigte, entstand der Krater vor etwa 22 Millionen Jahren durch einen grossen Einschlag.

This mosaic of Ceres' Occator Crater is composed of images NASA's Dawn mission captured on its second extended mission, in 2018. Bright pits and mounds (foreground) were formed by salty liqu ...
Ansicht des Occator-Kraters, zusammengesetzt aus mehreren Aufnahmen der «Dawn»-Mission. Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA/USRA/LPI

Vor etwa siebeneinhalb Millionen Jahren stieg Sole aus dem Innern an die Krateroberfläche empor. Diese Aktivität setzte sich über Jahrmillionen fort – möglich erscheint sogar, dass aus dem Zwergplaneten noch immer Wasser austritt und verdampft. «Wir gehen davon aus, dass Ceres noch immer gelegentlich kryovulkanisch aktiv ist», erklärte Andreas Nathues vom MPS, der wissenschaftliche Leiter des «Dawn»-Kamerateams.

Während laut MPS einiges dafür spricht, dass die Ausbrüche in der frühen Entwicklungsphase des Occator-Vulkanismus teilweise geradezu explosiv waren, dürfte sich der Kryovulkanismus von Ceres aber mittlerweile deutlich beruhigt haben. Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass Wasser nun vor allem durch Verdampfen entweicht. «Ein solcher Kryovulkanismus ist nach bisherigem Kenntnisstand im Sonnensystem einzigartig», erklärte Nico Schmedemann von der WWU. (sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble gemacht hat
1 / 29
Bilder, die das Weltraumteleskop Hubble gemacht hat

Bild: AP Photo/NASA
quelle: ap nasa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Baby-Galaxien
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
Sind Supervulkane nicht so gefährlich wie gedacht?

An einigen Stellen dieses Planeten leben die Menschen auf einer gigantischen geologischen Zeitbombe: auf einem Supervulkan. Bekannt sind etwa die Yellowstone-Caldera in den USA oder der Toba in Indonesien. Eines dieser gefährlichen Monster ist nicht allzu weit von der Schweiz entfernt – es sind die Phlegräischen Felder («Campi Flegrei») bei Neapel, die zudem in letzter Zeit beunruhigend aktiv waren.

Zur Story