Zwei Tage nach dem Herzstillstand von Christian Eriksen hat Torhüter Kaspar Schmeichel seinen Teamkollegen gestern Montag zusammen mit Captain Simon Kjaer im Spital in Kopenhagen besuchen können. Und das hat dem Teamleader der dänischen Nationalmannschaft sichtlich gutgetan.
«Es war wunderbar, ihn zu sehen. Mit ihm zu sprechen und zu fühlen, dass er da ist», sagte Keeper Schmeichel nach seiner Visite im Rigshospitalet mit einem breiten Lachen im Gesicht gegenüber dem dänischen Sender DR. Eriksen gehe es gut und er sei ganz sich selbst gewesen. «Es war grossartig!» Er fühle sich jetzt deutlich besser als am Samstag, erzählte Schmeichel weiter. «Es war einfach toll, Christian zu sehen. Wir sprachen über alles und nichts.»
Eriksens Kollaps hat Schmeichel nocht nicht verarbeitet. «Es war eine traumatische Erfahrung, deinen Freund, deinen Buddy, deinen Teamkollegen dort liegen und um sein Leben kämpfen zu sehen. Natürlich wirst du dadurch emotional sehr berührt. Aber er lebt und dafür bin ich sehr dankbar!»
Er sei den Ärzten, die Eriksen noch auf dem Feld das Leben gerettet haben, unendlich dankbar. «In meinen Augen sind sie die grossen Helden. Wir sind Profi-Fussballer und widmen unser Leben dem Spiel, aber sie widmen ihr Leben der Aufgabe, andere Menschen zu retten. Schon unter normalen Bedingungen ist das ein Wunder. Aber so ... Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich sie dafür bewundere. In solchen Situationen ruhig zu bleiben und ihn ins Leben zurückzuholen, das ist ein Wunder.» Am Ende bleibt bei Schmeichel vor allem ein Gefühl von Dankbarkeit und Freude.
Schmeichel erklärte weiter, dass die ganze Mannschaft sehr erschrocken und berührt gewesen sei. Er selbst habe nun beschlossen, sich aufs «Hier und Jetzt» zu konzentrieren. «Dass Christian bei uns ist und wir das stärkste medizinische Personal der Welt haben», beruhige ihn sehr.
Gleichzeitig kritisierte Schmeichel auch die UEFA. Nachdem klar war, dass Eriksen seinen Herzstillstand überlebt hat und bei Bewusstsein in ein Krankenhaus gebracht wurde, habe die UEFA beide Teams vor die Wahl gestellt: Entweder das Spiel wird noch am selben Abend oder am Sonntagmittag fortgesetzt. Für den dänischen Keeper ein No-Go.
«Man hätte warten sollen, um eine Entscheidung zu treffen. Ich hoffe, dass die UEFA daraus etwas lernt», so der 34-jährige Keeper von Leicester City. «Es wäre wahrscheinlich nötig gewesen, dass jemand, der eine höhere Position hat als wir, sagt: Es ist jetzt nicht an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.»
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Mehr Mühe, Wort zu finden, hatte Schmeichels Teamkollege Martin Braithwaite. Sichtlich berührt schildert der Barcelona-Spieler beim Sender TV2 seine Erlebnisse rund um den Kollaps von Eriksen, mit dem er sich zusammen mit Mannschaft per Videochat unterhalten konnte. «Wir waren alle kurz davor, einen Freund und einen Teamkollegen zu verlieren», erklärte Braithwaite mit Tränen in den Augen. «Die UEFA gab uns zwei Optionen. Doch es gab viele Spieler, die nicht spielen konnten. Schliesslich haben wir die am wenigsten schlechte Entscheidung getroffen.»
Die nächste Partie steht für die Dänen am Donnerstag auf dem Programm. Um 18.00 Uhr geht es gegen Gruppenfavorit Belgien. «Wir werden für Christian spielen und für alle, die uns unterstützt haben», kündigte Schmeichels Teamkollege Pierre-Emile Höjbjerg an.