Heute vor exakt 30 Jahren schlägt in Saalbach-Hinterglemm die wohl grösste Stunde in der Karriere des Franz Heinzer. Der «ewige Vierte» (WM 1982, WM 1985, WM 1987) wird 1991 Abfahrts-Weltmeister. Der charmante Schwyzer wird im Zielraum von TV-Station zu TV-Station gereicht und bringt den österreichischen Fernsehzuschauern dabei ein Stück Schweizer Kultur bei:
Heinzer schwärmt von den Fans, die ihn begleiten und mit Kuhglocken und Geisselklöpfen feiern. Auf die Nachfrage des ORF-Moderators, was denn dieses «Geisslechlepfe» ist, antwortet Heinzer im schönsten Schweizer Hochdeutsch: «Das ist mit eme Strick so über dem Kopf und das gibt so es Chlepfe. Bei uns ist das gross Mode.»
Schweizer, die Österreichern unseren Wortschatz beibringen? Klar, da fällt uns natürlich sofort Ramon Zenhäusern ein. Der «Doppelmeter» versucht 2018 nach seinem Gewinn von Olympia-Silber im Slalom von Pyeongchang, zu erklären, was «bireweich» bedeutet. Und erläutert: «Birnenweich!»
Franz Heinzer benötigt einen langen Anlauf, bis er endlich eine Medaille gewinnen kann und mit Grossanlässen nicht mehr auf Kriegsfuss steht. Noch vor seinem 19. Geburtstag fährt er 1981 erstmals auf das Podest einer Weltcup-Abfahrt, fast jeden Winter gewinnt er ein Rennen. Doch in der erfolgreichsten Ära der Schweizer Skigeschichte stehen ihm zu oft der unerreichte Pirmin Zurbriggen und Abfahrts-Champ Peter Müller vor der Sonne.
Als diese beiden Abfahrer zurücktreten, wird der Weg frei für Heinzer. Im Januar 1991 gewinnt er erstmals in Kitzbühel, am Hahnenkamm lässt er zwei weitere Siege folgen. Er triumphiert 1992 auch am Lauberhorn, gewinnt insgesamt 17 Weltcuprennen und 1991, 1992 und 1993 in drei Wintern in Folge die Kristallkugel für den Sieg in der Abfahrtswertung.
«Dass es gleich eine goldene Auszeichnung werden sollte, war letztlich der gerechte Lohn für eine Beharrlichkeit, für ungebrochenes Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen, die ins Lehrbuch der jüngeren Generation geschrieben gehören», lobt die NZZ nach dem WM-Triumph am Zwölferkogel. Für den «Blick» ist Heinzer die Nummer 6 der grössten Schweizer Skifahrer der Geschichte, hinter Zurbriggen, Didier Cuche, Müller, Mike von Grünigen und Beat Feuz.
WM-Gold 1991 in der Königsdisziplin bleibt indes die einzige Medaille an einem Grossanlass. An den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer bricht dem Schweizer Hoffnungsträger beim Start die Skibindung.
Später sagt Heinzer über das Rennen, das er nie wirklich bestritten hat: «In diesem Moment fühlte ich mich total leer, ja, ich fühlte mich nicht einmal mehr – ein Wahnsinn!» Wenig später tritt er zurück. Das Urchige ist wie schon beim WM-Titel auch am Abschiedsfest Ende Saison Trumpf. Heinzer: «Es war ein Fest in einer fröhlichen, unbeschwerten und gemütlichen Atmosphäre mit einer lüpfigen Musik – genau so, wie ich mir meinen Abschied vorgestellt hatte.»
Der Skisport ist nach wie vor sein Leben. Franz Heinzer arbeitet seit vielen Jahren als Abfahrtstrainer für Swiss-Ski und sorgt somit eigenhändig dafür, dass die Schweiz weiterhin zu den besten Skinationen der Welt gehört.