Eigentlich war Real Madrid in die Ukraine gereist, um sich gegen Schachtar Donezk für die 2:3-Heimpleite zum Start der Champions-League-Gruppenphase zu rehabilitieren. Doch was eine Wiedergutmachung hätte werden soll, endete in der nächsten Blamage. 0:2 verloren die «Königlichen» gegen Schachtar Donezk, das zuvor in zwei Spielen von Borussia Mönchengladbach mit einem Gesamtskore von 0:10 abgefertigt worden war.
Ohne Abwehrchef Sergio Ramos präsentierte sich das Team von Zinédine Zidane hinten erneut extrem anfällig: Neun Tore hat das «Weisse Ballett» in den fünf Spielen in der Königsklasse bereits kassiert, so viele wie noch nie einer Gruppenphase. Doch auch nach vorne ging nicht viel: Weltfussballer Luka Modric, Supertalent Martin Ödegaard sowie Torjäger Karim Benzema enttäuschten komplett, der designierte Ronaldo-Nachfolger Eden Hazard fehlte mal wieder verletzt.
Für Real war das 0:2 in der Ukraine nach drei sieglosen Spielen in Serie in der Meisterschaft bereits die fünfte Niederlage im 15. Saisonspiel – nun droht den Madrilenen bei der 25. Champions-League-Teilnahme der Klubgeschichte zum ersten Mal das Scheitern in der Gruppenphase. Zwar kann sich der spanische Meister mit einem Sieg gegen Gladbach noch immer aus eigener Kraft für die K.o.-Phase qualifizieren, in dieser Verfassung ist das aber alles andere als selbstverständlich.
Trainer Zinédine Zidane ist bereits schwer angezählt. Gemäss der spanischen Zeitung «El Mundo» wird in einem internen Krisentreffen über die Zukunft des einstigen Erfolgstrainers beraten. Gewinnt Real gegen Sevilla und Gladbach nicht, droht Zidane der Rausschmiss. Präsident Florentino Perez soll sich allerdings bereits für eine Entlassung des 48-jährigen Franzosen ausgesprochen haben. Das Vertrauen in Zidane sei nicht mehr das, was es einmal war, schreibt auch die «Marca».
Freiwillig wird Zidane das Handtuch nicht werfen: «Ich werde nicht zurücktreten, ganz und gar nicht. Wir werden weitermachen», sagte er auf der Pressekonferenz nach der Niederlage in der Ukraine. «Wir müssen diese Situation durchstehen, denn es ist vor allem eine Pechsträhne.» Mit harter Arbeit will Zidane zum Erfolg zurückkehren: «Es ist wahr, dass unsere Ergebnisse nicht gut sind. Aber wir werden weiterhin an das glauben, was wir tun.»
🗣"I'm not going to resign at all"
— Football Daily (@footballdaily) December 2, 2020
Real Madrid head coach Zinedine Zidane says he will not resign after defeat to Shakhtar Donetsk threatened their progress in the Champions League pic.twitter.com/9CjRWtbu5n
Auf die 2:3-Pleite im Hinspiel gegen Donezk hatte Real drei Tage später mit einem 3:1-Sieg im Clásico gegen Barcelona reagiert, nun ist der Druck aber wesentlich höher. Zidanes potenzielle Nachfolger werden bereits offen gehandelt. Hoch im Kurs steht der derzeit arbeitslose Argentinier Mauricio Pochettino. «Ich bin bereit, wieder loszulegen und ins Spiel zurückzukehren», erklärte der ehemalige Tottenham-Trainer zuletzt bei Sky.
Als aussichtsreicher Kandidat gilt aber auch Klublegende Raúl. Der 43-Jährige leitet seit zwei Jahren die zweite Mannschaft von Real und wäre sozusagen die Blaupause von Zidane, der ebenfalls Nachwuchstrainer war, bevor er die Königlichen zu zwei spanischen Meistertiteln und drei Erfolgen in der Champions League führte.
Raúl sollte in der ursprünglichen Planung der Real-Bosse aber erst in zwei, drei Jahren die 1. Mannschaft übernehmen. Vor allem will man ihm den Posten nicht in einer solch schwierigen Situation übergeben, weshalb Pochettino als Topfavorit auf den Job angesehen wird.
Doch noch ist Zinédine Zidane nicht entlassen. Zwei Spiele hat er Zeit, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Auch für den erfolgsverwöhnten Franzosen heisst es jetzt: Siegen oder fliegen.