Trotz Maskenpflicht: Der Bundesrat will die Kapazitäten der Bergbahnen beschränken. Bild: keystone
Weniger Skifahrer, Beizen-Sperrstunde um 15 Uhr: Mit einem einschneidenden Last-Minute-Paket will Gesundheitsminister Berset die Wintersport-Saison retten. Das sagen die Bergbahn-Betreiber dazu.
Eigentlich hätten die Skigebiete allen Grund zur Freude. Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn hat Frau Holle Gas gegeben. Frisch verschneite Berge – die perfekte Instagram-Kulisse, um Touristen auf die Hochsaison einzustimmen.
Doch das Coronavirus verdirbt den Spass – wie so oft dieses Jahr. Jetzt plant Gesundheitsminister Alain Berset die Besucherzahlen der Skigebiete im Hinblick auf die Festtage massiv einzuschränken.
Der Bundesrat hat das Schweizer «Weihnachts-Paket» als Antwort auf den massiven Druck der EU in Windeseile geschnürt.
Denn die Schweiz fährt nach wie vor einen Sonderweg: Österreich will laut «Standard» nur Tagestouristen zulassen, Gastro und Hotellerie sollen geschlossen bleiben. Deutschland oder Italien machen Skigebiete bis im Januar komplett dicht. Frankreichs Präsident Macron droht der Schweiz gar wegen des Ski-Zoffs.
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Aber wie geht es jetzt in den Schweizer Bergen weiter? Bereits am Freitag will der Bundesrat laut Tamedia nach einer Express-Vernehmlassung entscheiden.
Der Skiwinter 2020 steht im Schatten von Corona. Bild: sda
Wie kommen diese Regelungen bei den Betroffenen an? Von einer unausgereiften «Hauruck-Aktion» spricht Roger Walser, Präsident der Ostschweizer Seilbahnen. So oder so sei die Kapazitätsbeschränkung in der Realität schwer umzusetzen. «Die meisten Skigebiete haben verschiedene Eingänge. Die Zählsysteme sind nicht auf Echtzeit-Daten ausgelegt», so der oberste Chef der Luftseilbahn Unterterzen-Flumserberg.
Roger Walser, Ostschweizer Seilbahnen
Viele Skigebiete in der Ostschweiz sind stark auf den Tagestourismus ausgerichtet. Zu tausenden strömen die Unterländer an den Wochenenden in die Berge. «Die Kapazitätsbeschränkung bedeutet, dass man eigentlich auch den Anreiseverkehr an einem gewissen Punkt stoppen müsste. Wie soll das gehen?» Walser befürchtet, dass künftig alle Wintersportler auf einmal frühmorgens anreisen würden. «Wenn die Leute um die letzten freien Plätze kämpfen müssen, schaffen wir uns an den Talstationen das nächste Problem.»
In den letzten Monaten hätten sich die Skigebiete, gemeinsam mit den Behörden, auf die neue Skisaison vorbereitet. Grössere Skigebiete haben Gästebetreuer und Sicherheitsleute engagiert, um die die Besucher bei den Transportanlagen und Restaurants zu kanalisieren.
Trotzdem sei es verständlich, dass der Bundesrat Angesicht der hohen Corona-Fallzahlen ein Zeichen setzen müsse. «Niemand will, dass die Schweiz und die Tourismusregionen als Corona-Hotspot Europas da stehen.»
Christoph Egger, Schilthornbahnen
Skifahrer geniessen das Panorama auf dem Schilthorn im Berner Oberland. Bild: KEYSTONE
Christoph Egger hat als Leiter der Schilthornbahnen schon manchen Sturm erlebt. «Lieber fahren wir mit angemessen eingeschränkten Kapazitäten, als ganz zuzumachen», so der Berner Oberländer zu den Plänen von Berset.
Die Voraussetzungen müssten jedoch gegeben sein, damit sich der Betrieb der Bergbahnen einigermassen rechnen könne. «Sonst bedeutet dies faktisch ein versteckter Lockdown für die Berggebiete.» Restaurants, Hotels, Skigeschäfte: Die ganze Wirtschaft der Randregionen wäre lahmgelegt.
Egger bedauert, dass man die von Berset angestossenen Änderungen nicht schon vor einem Monat diskutiert habe. Die Unternehmen müssten seit März praktisch ununterbrochen improvisieren. Wichtig sei jetzt, dass sich nicht wieder ein Kanton nach dem anderen mit Einschränkungen in den Berggebieten überbiete. Es gelte auch auf Seiten der Bergbahnen, Gelassenheit zu wahren. «Wir dürfen diese Saison einfach nicht mit einem normalen Winter vergleichen.»
BAG
Aber kann man Angesicht der stark belasteten Spitäler es überhaupt verantworten, die Pisten offen zu lassen? Man müsse alle aufrufen, vorsichtig zu fahren und keine Unfälle zu produzieren. Dies, um die Spitäler nicht noch mehr zu belasten. «Doch ob das ausreicht, ist ungewiss», sagt Virginie Masseray vom BAG.