US-Forscher vom Wake Forest Baptist Medical Center aus North Carolina gingen der Frage auf den Grund, warum der Kratzreflex ansteckend ist. Dabei stellten sie fest: Unser Gehirn will, dass wir uns schubbern und scheuern, obwohl es keinen ersichtlichen Grund gibt. Insbesondere Menschen mit einer Hauterkrankung kratzen sich bei entsprechenden Reizen aussergewöhnlich schnell und intensiv.
Die Probanden berichten, dass das Beobachten einer sich kratzenden Person, einen besonderen Reiz auf ihren Körper auslöst. Dabei spiele es keine Rolle, an welcher Stelle sich die andere Person gerade berührt. Die Probanden empfanden den Juckreiz auch an anderen Stellen. Sogar das zusätzliche Träufeln von Salzwasser – zur Verstärkung des Reizes – auf den Arm der Studienteilnehmer beeinflusste den Kratzreflex nicht.
Bestimmte Nervenzellenenden in der Haut lösen bereits bei einer kleinen Irritation das juckende Gefühl aus. Dieser Kratzreflex ist eine Schutzfunktion des Körpers und soll Gefahren rechtzeitig abwenden. Schon Temperaturunterschiede, vom Körper ausgeschüttete Botenstoffe oder Berührungen können diesen Juckreiz auslösen. Zusätzlich ertasten und untersuchen Tiere und Menschen durch das Berühren die juckende Körperstelle. Das Kratzen ist demnach ein Ersatz für das Schauen, also das visuelle Untersuchen der betroffenen Region.
Durch ihre Studie stellten die Wissenschaftler ausserdem fest, dass der Kratzbefehl auch dann vom Gehirn erteilt wird, obwohl keine der bekannten Auslöser vorhanden waren. Es ist davon auszugehen, dass dieser Reflex evolutionsbedingt ist. Milben, Bettwanzen und andere Parasiten lösen demnach nur den Kratzreflex aus, damit der Körper rechtzeitig von möglichen Ungeziefern befreit wird. Den gleichen Effekt hat auch das Beobachten von sich kratzenden Personen.
Durch das starke Reiben oder Kratzen werden Berührungs- und Schmerzrezeptoren an der betroffenen Körperstelle ausgelöst. Diese überspielen den Juckreiz, sodass das unangenehme Kribbeln nachlässt und sich nach dem Jucken ein angenehmes Gefühl einstellt.
Allerdings kann ständiges Kratzen auch zu Verletzungen der Hautschicht und somit zu einer Hautentzündung führen. Mediziner erachten es daher als umso wichtiger, den entsprechenden Reiz rechtzeitig zu unterdrücken oder gar zu vermeiden.
Vorherige Untersuchungen fanden heraus, dass Schmerzen und Jucken zusammenhängen, da beides über das Rückenmark direkt ans Gehirn weitergeleitet wird. Schmerzen hemmen demnach den Juckreiz und andersherum. Unterdrücken Medikamente allerdings die Schmerzen, so führe dies zu einem Juckreiz und umgekehrt.