Es ist so eine Sache mit Prognosen. Manchmal liegt man komplett daneben, manchmal trifft man voll ins Schwarze. Das geht auch watson-Eismeister Klaus Zaugg nicht anders. Im letzten Herbst prophezeite der erfahrene Hockey-Experte beispielweise, dass der EHC Kloten in der Swiss League nicht Quali-Sieger werde und in der National League die ZSC Lions nach der Regular Season vor dem EV Zug liegen werden. Beides erwies sich als falsch.
Doch im Herbst 2017 lag der Eismeister goldrichtig. Nicht bei seinem heiss geliebten, unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage – nein, beim grossen Konkurrenten Fussball. Am 14. September 2017 sagte Zaugg voraus, dass YB 2018, 2019, 2020 und 2021 Schweizer Meister werde.
Was sich vier Jahre später als klarer Fall anfühlt, war damals eine überaus gewagte Prognose. Zwar lag YB nach sieben Super-League-Runden im Herbst 2017 an der Tabellenspitze, doch der Vorsprung auf den FC Basel, der gerade seinen achten Meistertitel in Serie gewonnen hatte und auch mit neuer Führung als haushoher Titelfavorit galt, betrug nur einen Punkt.
Noch deutete nicht wirklich viel daraufhin, dass YB seine 32-jährige Titelflaute wirklich beenden könnte. In der Kommentar-Spalte zu seinem Artikel wurde der Eismeister auch nicht wirklich ernst genommen. «Läck hast du dich aber veryoungboyst, Klausi», schrieb ein watson-User, «da hat sich unser Eismeister wohl im Stadioneingang geirrt» ein anderer.
Vier Jahre später ist der YB-Traum wahr geworden und wir haben die Erkenntnis, dass der Eismeister den Nagel voll auf den Kopf getroffen hat. Mit einem Schlag im Scheitstock versenkt sozusagen … Hier der Zaugg-Artikel von damals:
Manchmal ist der Weg das Ziel. Klaus Zaugg beschreibt in einer Kolumne mit Hilfe von chinesischen Weisheiten, weshalb die Young Boys bald wieder Meister werden.
Die Zuversicht wächst. Ja, jetzt bin ich sicher, dass wir es schaffen. Unser hinterlistigster YB-Kritiker, der sich im Schafspelz des YB-Fans tarnt, unser Juniorentrainer mit allen Diplomen, der immer alles besser weiss, hat soeben zum ersten Mal Adi Hütter gerühmt und den Chronisten aufgefordert, etwas Nettes zum Jubiläum zu verfassen.
Unsere Runde am Stammtisch war baff. Jubiläum? Adi Hütter rühmen? Gross ist die Heiterkeit. Ausgerechnet der schlimmste YB-Trainer-Kritiker kommt mit dieser Anregung. Ja, ja, der Adi sei jetzt zwei Jahre im Amt. Gut hundert Sonntage. Das sei für YB-Verhältnisse eine lange Zeit und verheisse Gutes. Und gibt gleich eine chinesische Weisheit zum Besten: Anfangen ist leicht, beharren ist Kunst.
So, so, chinesische Weisheiten. Die wird er wohl beim letzten Trainerkurs gehört haben. Aber wo er recht hat, da hat er recht: Zwei Jahre bei YB an der Seitenlinie auszuharren, ist in der Tat eine Kunst.
Wir leben in den Zeiten der klugen Hosentelefone. Also kramt einer sein Smartphone hervor, um nachzusehen, ob wir vielleicht noch andere chinesische Weisheiten finden, die unsere YB-Zuversicht stärken. Das bringt uns vorerst nicht weiter. Sogleich folgt nämlich: Der Weg ist das Ziel. Und schon melden sich die Zyniker: Das haben wir wie kein anderer Klub umgesetzt. Wir sind schon seit 1986 auf dem Weg. Aber dann finden wir sie doch noch, die chinesische Weisheit, die unsere Zuversicht stärkt: Beobachte, was früher war, dann weisst du, was kommen wird. Das ist es!
Früher waren wir Serienmeister mit vier Titeln hintereinander: 1957, 1958, 1959 und 1960. Und grandios europäisch! Im Meistercup 1958 (heute Champions League) im Halbfinal. Wir gewannen vor 60'000 Zuschauern (!) sogar das Hinspiel gegen Stade Reims 1:0 und hätte uns der belgische Schiedsrichter nicht betrogen, hätten wir so hoch gewonnen, dass wir trotz eines 0:3 im Rückspiel in den Final gekommen wären. Nicht einer, sondern vier Titel und herrliche Zeiten warten auf uns!
(pre)