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Trumps Corona-Experte kommt bei Interview ins Schwimmen

Stephen Hahn (r.) gehört zur Corona-Task-Force des Weissen Hauses.
Stephen Hahn (r.) gehört zur Corona-Task-Force des Weissen Hauses.screenshot: cnn

«99 Prozent harmlos»: Trumps Corona-Experte kommt bei Interview ins Schwimmen

06.07.2020, 11:2806.07.2020, 14:20
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99 Prozent der Corona-Infektionen sollen völlig harmlos verlaufen. Das jedenfalls behauptet US-Präsident Donald Trump. Ohne jeglichen Beleg verkündete er diese These während der Veranstaltung zum Unabhängigkeitstag im Weissen Haus am Samstag (Ortszeit).

Mit seiner Aussage bringt er die eigenen Gesundheitsexperten in Verlegenheit. Offene Kritik am Präsidenten trauen sich die meisten ohnehin nicht – zu lang ist die Liste mit Leuten, die wegen kritischer Äusserungen gefeuert wurden. Zuletzt hatte es den Generalinspekteur der Geheimdienste, Michael Atkinson, und den Chef der internen Kontrollbehörde im Aussenministerium, Steve Linick, erwischt.

Nun legt der Chef der Food and Drugs Administration (FDA), Stephen Hahn, im Interview mit CNN einen wahren Eiertanz hin. Verteidigen will er Trumps Behauptung nicht. Aber als falsch will er sie lieber auch nicht bezeichnen.

Hahn windet sich im Interview

99 Prozent aller Fälle verlaufen harmlos? «Wir haben keinen Gesundheitsexperten gefunden, der uns diese Aussage des Präsidenten bestätigen kann», sagt die Reporterin zu Hahn. «Können Sie das?»

Hahn, Teil der Coronavirus-Task-Force des Weissen Hauses, geht darauf in seiner Antwort überhaupt nicht ein. «Wir wissen, dass die Fälle im Land stark zunehmen, ich werde nicht spekulieren, was die Ursache ist», erklärt er. Es folgen einige Ausführungen darüber, dass alle Amerikaner die Empfehlungen der Gesundheitsbehörde befolgen und Social Distancing betreiben sollten. Dann empfiehlt er:

«Tragen Sie eine Maske!»

Damit lässt sich die Reporterin jedoch nicht abspeisen. Sie zitiert die amerikanische Gesundheitsbehörde und die WHO, die zu dem Ergebnis kommen, dass nur ein Drittel der Infektionen in den USA asymptomatisch, also «völlig harmlos», wie Trump sagen würde, verläuft.

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«Und das ist wirklich wichtig», beharrt sie. Es gehe um die Gesundheit der Menschen. «Wenn die Leute den Präsidenten so etwas sagen hören, werden sie ihr Verhalten ändern, weniger vorsichtig sein und andere anstecken.» Wie sich das anfühle, so etwas zu hören, und das als Mitglied der Task Force von Trump, will die CNN-Moderatorin von Hahn wissen.

Stets dieselbe Antwort

Der beruft sich erneut nur auf die Empfehlungen der Gesundheitsbehörde und betont nochmal, wie wichtig es sei, diese zu befolgen. «Wir müssen das absolut ernst nehmen.»

Die Reporterin lässt nicht locker. «Mir ist klar, dass das nicht einfach für Sie ist», sagt sie. Hahn tue alles, um die Amerikaner zu schützen. Aber genau deshalb müsse sie ihn fragen:

«Hat der Präsident Unrecht?»

Hahn stottert etwas herum. «Ich werde mich nicht dazu äussern, wer richtig und wer falsch liegt», antwortet er darauf lahm. «Also» – die Reporterin kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen – «Sie wollen nicht sagen, ob 99 Prozent der Corona-Infektionen harmlos verlaufen?»

Hahn überlegt kurz, dann wiederholt er nochmal: «Was ich sagen will, ist, dass wir Daten in der Task Force des Weissen Hauses haben. Diese Daten zeigen uns, dass das Virus ein ernstes Problem ist. Die Menschen müssen es ernst nehmen.» Mehr ist ihm nicht zu entlocken, schon gar keine eindeutige Distanzierung von Trumps wirrer Behauptung. Er wird schon wissen, warum.

Hier das Interview:

(om)

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51 Kommentare
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pfffffffff
06.07.2020 11:40registriert Januar 2017
Was zur anständigen Diktatur noch fehlt: Dass solche Fragen von vornherein verboten werden. Da ja die meisten amerikanischen Medien in den Augen Trumps eh Fake-News sind, wird ihm auch bald was einfallen, wie solche Fragen unterbunden werden können, womit er dann am Ziel wäre.
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Pi ist genau Drei!
06.07.2020 11:47registriert Februar 2017
free speach! haha
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Herbibi
06.07.2020 11:41registriert Oktober 2019
Ich verstehe das nicht, wie jemand so feig sein kann. Ich verstehe auch nicht, warum ein Dr. Faucy nicht zurücktritt, wenn der Präsident die Massnahmen seiner Behörde ständig durch seine irren Tweets und sein Verhalten sabotiert. Er hat doch in seinem Alter nichts zu befürchten als einen (ehrenvollen) Rauswurf.
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