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Die LGBT-Spiele von Tokio: Olympiasieger Daley will andere inspirieren

210726 Thomas Daley and Matty Lee of Great Britain competes in men s synchronised 10m platform diving during day 3 of the Tokyo 2020 Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS on July 26, 2021 in T ...
Der Brite Tom Daley holt mit Matty Lee Olympiagold im Synchronspringen.IMAGO / Bildbyran

Turmspringer Daley holt Gold an den queersten Spielen der Geschichte und will inspirieren

26.07.2021, 14:0526.07.2021, 17:47
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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet in Japan die diversesten Olympischen Spiele der bisherigen Geschichte stattfinden. Das «Land der aufgehenden Sonne» ist der einzige G7-Staat, der gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht anerkennt.

Das hat nicht unbedingt religiöse Gründe, sondern das liegt daran, dass in Japan Einzigartigkeit ganz grundsätzlich für Stirnrunzeln sorgt. Konformität in der Gesellschaft ist ein hohes Gut und der LGBTQ-Szene hängt ein Schmuddel- und Hippie-Image an. Auch wenn der Druck auf die Regierung wächst, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu legalisieren – rund 68 Prozent der japanischen Bevölkerung möchte Homosexualität gesellschaftlich akzeptieren –, hat sie sich noch nicht zu diesem Schritt durchringen können.

epa09162927 Tokyo 2020 Organizing Committee President Seiko Hashimoto speaks to representatives at Pride House Tokyo Legacy in Tokyo, Japan, 27 April 2021. EPA/EUGENE HOSHIKO / POOL
Seiko Hashimoto, Chefin des olympischen Organisationskomitees, posiert im Pride House in Tokyo für ein Foto. Sie forderten die Verabschiedung eines LGBTQ-Gleichstellungsgesetzes.Bild: keystone

Und nun hat genau diese Regierung die bislang queersten Spiele der bisherigen olympischen Geschichte organisiert. Olivier Fabre, ein französisch-japanischer LGBTQ-Aktivist, erklärt gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Von allen Athleten, die bei den Spielen in Tokio dabei sind, haben sich ungefähr 120 als homo- oder bisexuell geoutet. So viele gab es noch nie.»

Einer von ihnen ist der britische Turmspringer Tom Daley. Im Dezember 2013 gab der heute 27-Jährige seine Homosexualität öffentlich bekannt. Heute sprang er mit seinem Teampartner Matty Lee zu Olympiagold im 10-m-Synchronspringen der Männer. Damit ist Daley der erste LGBTQ-Olympiasieger dieser Spiele.

Auch die Schweiz hat heute eine Medaille geholt:

Für den Briten ist das eine grosse Ehre: «Ich bin extrem stolz zu sagen, dass ich ein schwuler Mann bin, der sich Olympiasieger nennen darf.» Daley möchte mit seinem Erfolg Mitglieder der LGBTQ-Community weltweit inspirieren.

«Als ich mein Coming-Out hatte und noch jünger war, fühlte ich mich oft allein. Ich fühlte mich, als würde ich nirgendwo reinpassen, als könnte ich nichts erreichen aufgrund meiner Identität», sagt Daley nach seinem Triumph an einer Pressekonferenz.

Er hoffe, dass er und die anderen LGBTQ-Athleten, die hier in Tokio seien, allen anderen Mitgliedern dieser Community zeigen können, dass sie eben nicht allein seien, erklärt Daley weiter. «Ich hoffe, zeigen zu können, dass sie alles erreichen können, was sie sich vornehmen. Eine ganz grosse Familie ist hier, um euch zu unterstützen.» (abu)

Mehr zu den Olympischen Spielen:

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Alle Medaillenentscheidungen vom 26. Juli in Tokio
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Alle Medaillenentscheidungen vom 26. Juli in Tokio
Männer: Triathlon
Gold: Kristian Blummenfelt (NOR)
Silber: Alex Yee (GBR)
Bronze: Hayden Wilde (NZL)
quelle: keystone / wu hong
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Video: extern / rest
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sebultikon
26.07.2021 17:32registriert August 2018
Ist die Sexuelle Orientierung erwähnenswert? Ich habe mir jüngst überlegt, dass auch ich einst schlicht unwissend war. Aus einer Ära wo auf dem Pausenplatz Schwuler ein Schimpfwort war, und glaubend, dass dies sehr seltene und komische Menschen seinen. Später erfuhr ich, dass einige in meinem Umfeld tatsächlich schwul waren, und man merkte "Hey, das sind ja ganz normale Menschen". Ich hätte diese Erkenntnis sicher früher gehabt, wenn deren Existenzen mehr thematisiert worden wäre (egal ob Arbeiter, Popstar oder Sportler). Insofern erachte ich solche Berichte vorerst doch als sinnvoll.
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Nixzusagen
26.07.2021 16:18registriert April 2021
Mhhhm, ob das nun wirklich die queersten Spiele aller Zeiten waren wissen wir nicht wirklich und werden es wohl auch nie herausfinden. Es waren wohl eher die Spiele mit den meisten Athleten, welche sich bereits geoutet haben... Aber das ist ja auch toll! 🤗🏳️‍🌈
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Bürgerliche wollen nur Steuergeschenke für Reich
26.07.2021 15:10registriert Mai 2015
Cool!
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