Experten warnen schon seit Wochen vor der P.1-Virusvariante, die aus Brasilien kommt und in immer mehr Ländern mittlerweile nachgewiesen werden konnte. So auch in der Schweiz und seit gestern ist auch ein Fall auf Mallorca bekannt.
Die Variante ist noch zu wenig untersucht. Allerdings zitierte Harvard-Epidemiologe Eric Feigl-Ding schon Ende März zwei Studien, die zum Schluss kommen, dass sich P.1 rund 100 bis 150 Prozent schneller ausbreitet als die ursprünglich bekannte Variante.
Wie gut bisherige Infektionen und Impfungen gegen P.1. nützen, wird derzeit ebenfalls untersucht. Gemäss einer Harvard-Studie sollen Pfizer/BioNTech- und Moderna-Vakzine weniger wirksam sein.
Wir blicken auf einige betroffene Länder und was gegen die P.1-Variante unternommen wird.
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Im Ursprungsland der Virusmutante P.1 gingen die Ansteckungen seit April leicht zurück, bleiben allerdings deutlich über dem Wert der Schweiz. Dabei wird in rund 75 Prozent der Fälle aktuell die P.1-Mutante nachgewiesen, sie ist also dominant.
Wir blickten schon Ende März nach Brasilien, als die Lage verheerend war. Entspannung hat es seither nur bedingt gegeben. Die Todesfälle stiegen weiter an, könnten sich jetzt aber auf hohem Niveau stabilisieren.
Allerdings bleiben die Auslastungen der Intensivstationen des Landes praktisch überall über 80 Prozent, meist gar über deren 90. Immerhin hat sich die Lage beispielsweise rund um Manaus im Bundesstaat Amazonas (AM) mit einer Belegung von 73 Prozent etwas entspannt.
Boletim Extraordinário do Observatório #Covid19 @fiocruz aponta que vírus permanece em circulação intensa no Brasil https://t.co/xckStOoWnU pic.twitter.com/KPdod1vEuz
— Agência Fiocruz (@agencia_fiocruz) April 14, 2021
Blicken wir nach Uruguay, das im Norden auf der ganzen Breite an Brasilien grenzt. Lange galt das Land als Vorzeigebeispiel zur Pandemiebekämpfung. Doch seit März gehen die Fallzahlen durch die Decke. Weltweit werden im Verhältnis zur Einwohnerzahl praktisch nirgends höhere Infektionszahlen gemeldet.
Ende März wurde die P.1-Mutante im Land bestätigt. Zwar noch in kleiner Anzahl, aber sie verbreitete sich schnell. Aktuelle Zahlen zum Anteil der P.1-Variante gibt es nicht. Es ist nicht belegt, dass der extreme Anstieg mit der Virusvariante zusammenhängt, dafür braucht es mehr Untersuchungen.
Uruguay fing spät mit den Impfungen an, hat jetzt aber aufs Tempo gedrückt. Verwendet wird in 80 Prozent der Fälle das chinesische Vakzin Sinovac. Wie die «Kleine Zeitung» aus Österreich aus einer neuen Studie aus Manaus schreibt, soll Sinovac gegen die brasilianische Mutation schützen.
Während in Uruguay noch unklar ist, wie sehr die P.1-Variante am Anstieg beteiligt ist, liegt der Fall in Kanada ziemlich klar da: Das Skigebiet Whistler Blackcomb in der Provinz British Columbia musste Ende März geschlossen werden, weil sich die Variante in der Gemeinde schnell ausbreitete. Da werden Erinnerungen an Ischgl oder auch Wengen wach.
Rund 900 Neuinfektionen mit dem P.1-Virus wurden in der Region mittlerweile gemeldet. Einen grösseren Ausbruch gab es ausserhalb Brasiliens bisher nicht. Rund ein Viertel der Neuinfektionen konnten direkt mit dem Skigebiet in Verbindung gebracht werden.
Wie die Variante nach Kanada kam, ist unklar. Von den ersten positiv Getesteten in Whistler war niemand zuvor im Ausland. Klar ist dagegen: Weil die Mieten in Whistler hoch sind, leben viele von den jungen Saisonarbeitern teilweise in grösseren WG-Gruppen in einer Wohnung, was die Verbreitung des Virus begünstigt.
Kommen wir nach Europa. Hier hat Frankreich am Mittwoch den letzten Flieger aus Brasilien landen lassen. Die Air-France-Maschinen aus Sao Paulo und Rio de Janeiro landeten in Paris. Die Passagiere mussten sich gleich einem erneuten Corona-Test unterziehen. Danach ging es ab in Quarantäne und in sieben Tagen müssen sie nochmals zum Testen antraben.
Dass sie auf einem der letzten Flüge zurück nach Frankreich waren, erfuhren einige Passagiere erst an Bord.
Nous avons décidé de suspendre, jusqu'à nouvel ordre, tous les vols entre le Brésil et la France. pic.twitter.com/QncoIAwfCZ
— Jean Castex (@JeanCASTEX) April 13, 2021
Die Flüge von und nach Brasilien sind vorerst bis am 19. April ausgesetzt, wie Regierungschef Jean Castex am Dienstag der Nationalversammlung erklärte.
Die P.1-Variante wurde bisher in Frankreich kaum nachgewiesen. Gemäss «Le Monde» soll es sich um 0,5 Prozent der Neuinfektionen handeln. Das Aussetzen der Flüge gilt als Vorsichtsmassnahme.
Auch in Grossbritannien wurde die P.1-Mutante nachgewiesen. Aber auch hier noch auf sehr bescheidenem Niveau. 27 Fälle wurden auf der Insel bisher nur gezählt. Allerdings wurden viele dieser Infektionen in den letzten Tagen nachgewiesen. Eric Feigl-Ding bezeichnete P.1 darum als Variante, die sich am schnellsten verbreitet. Doch wie erwähnt: Bei so tiefen Zahlen lässt sich da noch kein Trend ablesen.
Whoa—🇧🇷 #P1 is now also surging in UK, despite #B117 (already 40-60% faster than old strain) being the 95-99% dominant variant. Newest data shows #P1 is now the *fastest* surging variant in UK—and making strong headway into UK against headwinds of #B117.🧵https://t.co/DlRseaw6Hm pic.twitter.com/YSI8ho0CT1
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) April 14, 2021
Geht die Entwicklung aber so weiter, ist dies besorgniserregend. Denn in Grossbritannien hat ein Grossteil schon eine Impfung (AstraZeneca) erhalten. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte darum gestern: «Im Sommer müssen Reisen sehr genau vorbereitet und getestet werden. Ungeimpftes Reisen macht sonst P.1 Welle im Herbst.»
Auch in den Niederlanden steigt der Anteil der P.1-Mutante. Machte sie Anfang März noch rund 0,5 Prozent bei Strassentests aus, lag sie Ende März bei 1,5 Prozent. Diese Tests werden vom Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM), einer Behörde für öffentliche Gesundheit, durchgeführt. Ein Sprecher von RVIM sagte: «Die Zahlen sind jeweils eine bis zwei Wochen in Verzug. Aber wir sehen einen Anstieg.» Derweil erklärte eine holländische Expertengruppe, dass das P.1 im Land bereits «weit verbreitet» sei.
Auch in den Niederlanden werden aktuell deutlich am meisten Fälle der britischen Variante gezählt. Allerdings verbreitet sich die brasilianische Variante momentan schneller als B.1.17. Teilweise wird schon gefragt, ob die Niederlande nach Brasilien und Kanada zum P.1-Hotspot Europas werden.
Klar ist momentan in Bezug auf die P.1-Variante auf jeden Fall: Es braucht mehr Tests, um genauere Analysen vorzunehmen und Aussagen zu treffen.
In der Schweiz wurden bis am 14. April 13 Fälle mit der brasilianischen Variante vom BAG gemeldet. Bei bisher 42'000 entdeckten mutierten Varianten eine verschwindend kleine Zahl.
Ende März wurde von verschiedenen Seiten ein Flugstopp von und nach Brasilien gefordert. Alain Berset sagte damals, dass man die Situation «sehr besorgt» verfolge, weitere Massnahmen wurden nicht als notwendig betrachtet.
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, sagte, ein Flugstopp aus Brasilien würde nur Sinn ergeben, wenn dieser europaweit koordiniert sei. Nach dem Stopp von Frankreich werden die Flugverbindungen von Brasilien nach Europa jedoch immer weniger.
Auch Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, erklärte, dass man die Situation jeden Tag neu beurteilen wolle und allenfalls mit Massnahmen reagiere. Bisher wurden solche nicht beschlossen.
Aber er ist da verdammt nochmal! Immer dasselbe...
Stufe 1: Ah keine Panik.
Stufe 2: Man muss die Situation im Auge behalten.
Stufe 3:
Weitere Massnahmen wurden getroffen ! Wir lockern ...
Die Politik hat nichts aus der Vergangenheit gelernt.
Da war wohl gerade jemand bei Franz Carl Weber und hat das Spiel neu gekauft. Zurück auf's Startfeld? Zuerst einmal auspacken. Ist ja sogar noch verschweisst. 🙄